„Cyberwelten und menschliches Fluchtverhalten – Möglichkeiten und Bedrohungen des Menschen durch das (postmoderne) Medium Internet“
Ich will im folgenden Versuchen Dir meine Gedankengänge näher zu bringen. Die Idee über das Internet und die Auswirkungen auf den Menschen zu schreiben, habe ich aus dem Buch „Die Entdeckung der Virtualität“ von Stanislav Lem. In seinen Summa technologice schrieb er ein Kapitel mit dem Namen „Phantomologie“. Er stellt sich in diesem Text die Frage, nach der Möglichkeit eine Realität zu erzeugen, die nicht real sondern virtuell ist, die Derjenige jedoch der sich in dieser Realität befindet nicht als Täuschung/Virtuell entlarven kann. Kurz er stellt sich die Frage nach der Möglichkeit der perfekten Matrix (natürlich lange vor den Filmen). Die Maschinen die diese virtuelle Realität erzeugen nennt er Phantomaten. Er macht sich damals schon Gedanken darüber, was mit dem Menschen passieren würde, wenn es ihm gelänge tatsächlich solche Maschinen zu bauen. Auch schreibt er davon, dass etwa der Fernseher (PCs und Internet gab es damals wohl in der Form noch nicht so wie heute) einen Pseudophantomaten darstelle. Also eine Maschine sei, die dem Menschen andere Wirklichkeiten zeigt, die der Mensch jedoch ohne weiteres auch in der Lage ist, diese als Irreal zu enttarnen. (Ich hatte unlängst eine Diskussion mit einem Freund darüber, wie uns Bilder im Fernsehen teilweise Beeinflussen und täuschen können. Mein Freund beschrieb mir eine Szene aus einer Sendung in 3 Sat in der ein Filmteam der Nachrichtenmeldung nachgegangen ist, dass die Panzer jetzt endlich Georigen auf einer Bestimmten Straße verlassen wollen. Das Fernsehteam wartete den ganzen Tag an besagter Straße auf die Panzer um diese zu Filmen. Sie kamen aber nicht. Jedoch zeigten die Nachrichten am selben Tag rollende Panzer im Fernsehen. Dem Zuseher wird so natürlich mit der Nachricht vermittelt das die Panzer tatsächlich abziehen. Es muss wahr sein, den wir haben es ja schließlich im Fernsehen gesehen). Folgende Stelle aus diesem Text hat mich dann vollends dazu gebracht mir mehr Gedanken über dieses Thema zu machen.
„Geriete aber ein Kind oder ein Heranwachsender in die phantomatisierte Welt, dann könnte es sein, dass er die Situation in einem solchen Maße verinnerlichte, dass die Rückkehr zur normalen Welt ihm die allergrößten Schwierigkeiten bereite“
Stanislav Lem – Die Entdeckung der Virtualität S. 194
Mich interessiert nun eben genau diese Problemstellung. Jemand könnte sagen “Wie kann dich dieses Probleminteressieren, es ist doch bloß von einem SiFi Autoren erfunden?“ Das bringt mich glaub ich zu meiner ersten Hypothese.
1. Hypothese der beginnenden phantomisierung der Welt.
Während Lem damals schon den Fernseher als Möglichkeit sah, eine phantomisierte Welt zu verwirklichen, hebt der PC und das sich mit ihm entwickelnde Internet die Möglichkeiten dieser Phantomisierung auf eine neue Ebene. Der PC und das Internet bleiben zwar Pseudophantomaten, doch fällt es Menschen zunehmend schwerer, zu realisieren das die Virtuell erzeugte Wirklichkeit nicht real ist. Ich spiele hier auf Erzählungen über Menschen an, die 2 Jahre oder noch länger, zwischen 8 und 16 Stunden am Tag damit verbringen in Cyberwelten von Online Rollenspielen zu verbringen. (World of Warcraft etc. Studien die diese Erzählungen belegen fehlen mir noch).
(Die extremen Auswirkungen solch einer Entwicklung werden in dem Film Wall-e der zur Zeit in den Kinos zu sehen ist, sehr schön Bildlich dargestellt. Ich möchte es mit einem Verweis auf den Film belassen da er wirklich sehr sehr sehenswert ist, zumal der Hauptcharakter des Films der süßeste Roboter ist, der bis jetzt in den Kinos zu sehen war.)
Menschen nun, die mit dem Medium PC/Internet aufwachsen, und eben längere Zeit ihrer kritischen Entwicklungsphase in diesem Medium verbringen (ich schreibe hier „in“ diesem Medium da ich beabsichtige später den Begriff des Virtuellen Raums näher zu durchleuchten) eben genau vor dem Problem stehen welches Lem im obigen Zitat bereits in den 70er Jahren thematisiert hat. Wie finde ich mich in einer Welt zurecht die auf der einen Seite immer mehr Anforderungen an mich stellt, in der ich aber auf der anderen Seite, in der Zeit in der es dringend notwendig gewesen wäre, aber nicht richtig gelernt habe mit diesen Anforderungen umzugehen, da ich es vorgezogen habe, mich Virtuellen Herausforderungen zu stellen?
Ich denke, dass diese Stelle auch der Punkt ist, an dem meine Arbeit zum pädagogischen Thema wird. Wenn die Menschen tatsächlich von den mir oben beschriebenen Problemen stehen, entsteht hier ein neuer Verantwortungsbereich für den Menschen dem er sich früher oder später stellen wird müssen. Außer, die Gesellschaft verwandelt sich in diese Art und Weise, dass Virtuelle Kompetenzen wie sie in diesen Spielen mit Sicherheit (auf welche Art und Weise auch immer) erworben werden, in Zukunft zu einer Grundkompetenz wird, und dass das Leben mit der Entwicklung immer Virtueller wird. (Hier erneut mein Hinweis auf den oben genannten Film). Es stellt sich für mich hier wirklich die Frage ob es noch ausreicht die Kinder/Jugendlichen einfach vor die Maschinen zu setzen und sie sich dann selbst zu überlassen.
Meine zweite Lektüre die mir eher durch Zufall als durch bewusste Wahl in den Schoß gefallen ist, ist ein Buch mit dem Namen „Riskante Freiheiten“ von Ulrich Beck und Elisabeth Beck - Gernsheim. Dieses Werk umfasst viele verschiedene Artikel zum Thema Individualisierung und ist als Beitrag zur Diskussion der Individualisierungsthese zu verstehen.
Mein Plan bestünde nun fürs erste darin, die oben beschriebene Entwicklung durch die zu Hilfenahme verschiedene Erklärungsmuster, verschiedener Theorien aus diesem Werk, zu fassen und zu diskutieren. Im groben (da noch nicht ausformuliert) möchte ich zuerst die Grundzüge der Individualisierungsthese darlegen und diese dann mit den Themen Entstehung von Gewalt und Veränderung von Sozialen Lebensräumen mit meiner oben formulierten Hypothese in Verbindung bringen.
Ich kann mir auch gut Vorstellen, diese Arbeit nach dem Theorieteil mit irgendeinem Praxisteil (aktiven Forschungsteil) zu vervollständigen.
Vielleicht verliere ich an dieser Stelle, da mir diese Gedanken gerade noch im Kopf herumschwirren noch ein paar Gedanken über diesen Begriff des oben von mir angekündigten Virtuellen Raums.
Mein Vater hat mich vor kurzem vor eine Frage gestellt deren Beantwortung mir sehr schwer fiel. Ich diskutierte gerade mit meinem Bruder über ein neues Spiel, dass erst auf den Markt kommt, in dem 150 Spieler gleichzeitig durch eine riesige virtuelle Welt marschieren können (mit dem Ziel sich gegenseitig abzuknallen, das jedoch nur nebenbei). Wir verglichen darauf hin dieses Spiel mit einem Spiel welches viel Älter ist und einen Klassiker in der Computerspielgeschichte darstellt – Counter Strike. Auch in diesem Spiel tretten im maximal Fall 8 gegen 8 Spieler, auf einer virtuell erzeugten Map mit allerhand Waffen ausgerüstet, gegeneinander an. Diese Maps sind Virtuelle Räume die natürlich nicht unendlich ausfallen sondern räumlich begrenzt sind. Jedenfalls meinte ich zu meinen Bruder das diese Räume im älteren Spiel wesentlich kleiner seien als die Räume im Neuen Spiel. Anzumerken ist hier noch das es sich bei Virtuellen Räumen keines Falls nur um Räume im Sinne von Gebäuden handeln muss, sondern eben auch Räume in „freier Natur“ meinen kann. Unser Vater der das Gespräch verfolgt hatte stellte darauf hin die Frage, wie groß den diese Räume in Counter Strike seien. Mir viel Spontan keine Antwort ein die irgendwie plausibel geklungen hätte.
Da ich inzwischen schon soweit gekommen bin möchte ich an dieser Stelle fürs erste immer noch nicht enden, sondern das bis jetzt geschriebene über virtuelle Räume noch mit meiner Arbeit in Verbindung bringen.
In einer der Texte zur Individualisierungsthese geht eine Autorin davon aus, dass reale Lebensräume für die Menschen seit Ende des zweiten Weltkriegs im Urbanen Gebiet immer knapper werden. Sie beschreibt dies in 3 – 4 Phasen des 20 Jh. sehr eindrücklich. Meine Behauptung ist nun, dass die Erschließung Virtueller Räume, auch einen Versuch der Menschen darstellt mitten in den Städten Raum zu schaffen wo immer weniger welcher vorzufinden ist. Ein Grund für die fortschreitende Phantomisierung der Welt könnte also das Verschwinden von realen Lebensräumen sein.
2. Hypothese der schwindenden realen Lebensräume.
Ich muss an dieser Stelle mit meinen Ausführungen enden, da ich weiter eben noch nicht richtig, gedacht und gearbeitet habe.
Samstag, 27. September 2008
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